Regenerieren und informieren
Jessica Walter, Pflegedienstleiterin der HESCURO KLINIK Bad Bocklet und der HESUCRO KLINIK Bad Kissingen (vorne rechts), zusammen mit den Teilnehmenden der Trainings- und Erholungswoche für pflegende Angehörige
Pflegende Angehörige zu Gast in der HESCURO KLINIK Bad Bocklet
Bad Bocklet, April 2025 – Die Unterstützung pflegebedürftiger Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags kann erfüllend sein. Doch gehen mit der Übernahme dieser Aufgabe auch körperliche und seelische Belastungen einher. Damit diese nicht überhandnehmen, bietet die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) für pflegende Angehörige Trainings- und Erholungswochen an. Einer der Orte hierfür ist die HESCURO KLINIK Bad Bocklet.
Sie kommen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachen, Hessen und Bayern – 14 pflegende Angehörige, die sich in der HESCURO KLINIK Bad Bocklet eine einwöchige Auszeit gönnen. Auf dem Programm stehen therapeutische Angebote für das eigene körperliche und seelische Wohlbefinden – von Nordic Walking über Wärmepackungen und Gymnastik, bis hin zu Progressiver Muskelentspannung. Dies und mehr füllt einige der Nachmittage. Vormittags sind theoretische Wissensvermittlung und praktische Übungen zum großen Thema Pflege angesagt. Da geht es um den Umgang mit Demenzkranken, moderne Wundversorgung und Lagerungsmöglichkeiten im Bett. Auch eine rückenschonende Pflege und Transfermöglichkeiten werden besprochen und praktisch eingeübt.
Praktische Übungen für den Pflege-Alltag
Einige der Teilnehmenden pflegen Angehörige schon seit Jahren. Doch von so manchem Tipp erfahren sie in dieser Woche zum ersten Mal. So leistet z. B. eine Kunststoff-Abfalltüte gute Dienste, wenn es darum geht, eine zu pflegende Person mit dem gesamten Körper an das Kopfende des Bettes zu transferieren. Die pflegende Person begibt sich dazu selbst in das Bett und stützt sich mit dem Rücken an dessen Unterkante ab. Dann winkelt sie die Beine des bzw. der pflegebedürftigen Angehörigen an und positioniert die eigenen Fußsohlen am Gesäß der Person. Dieses gleitet nun über die Abfalltüte, die zuvor bereits unter die zu pflegende Person gebracht worden war, an die gewünschte Stelle. Zwar ist eine Abfalltüte kein medizinisches Produkt. Doch als Tipp für den privaten Haushalt leistet sie in diesem Fall gute Dienste. Denn das beschriebene Verfahren stellt eine rückenschonende Arbeitsweise dar.
Teilnehmende sammeln neue Erfahrungen
"Dieser Trick alleine hätte mir so viel geholfen", kommentiert eine Teilnehmerin, die schon seit Jahren einen Angehörigen pflegt, das Erlernte. Und eine Frau mit vergleichbarem Hintergrund ergänzt: "Das wäre so super gewesen!" Jessica Walter, Pflegedienstleisterin der HESCURO KLINIK Bad Bocklet, kennt solche "Aha-Effekte" von Kursteilnehmenden schon. Ihr ist wichtig, dass auch die zu Pflegenden selbst am Pflegeprozess mitwirken: "Uns geht es um aktivierende Pflege. Die zu pflegende Person soll ihre Pflegerin oder ihre Pfleger soweit wie möglich unterstützen. Das heißt, sie soll alle Tätigkeiten tatsächlich ausführen bzw. neu erlernen, zu denen sie noch in der Lage ist. Dazu gehört in bestimmten Situationen zum Beispiel das Festhalten an einem Bettgitter, das oftmals sehr gut funktioniert."
Großer Bedarf an Unterstützungsangeboten
Die SVLFG bietet Trainings- und Erholungswochen für pflegende Angehörige regelmäßig an verschiedenen Standorten im gesamten Bundesgebiet an. Der Bedarf sei groß, sagt der zuständige Ansprechpartner Hans Uwe Schäfer von der Stabsstelle Gesundheitsangebote der SVLFG: "Aufgrund der demographischen Entwicklung steigt die Zahl der Pflegebedürftigen. Dieser Trend wird sich voraussichtlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Dementsprechend wächst auch die Nachfrage nach Angeboten, die pflegenden Angehörigen auf die unterschiedlichste Weise Entlastung verschaffen. Dem wollen wir so gut wie möglich gerecht werden."
Entastung für beide Seiten
Tatsächlich sehen sich die Teilnehmenden ihren pflegerischen Aufgaben am Ende der Woche oft besser gewachsen als dies zuvor der Fall war: "Viele sind dankbar für die kleinen Tipps und Tricks und sie wünschten sich, dass sie diese im Vorfeld schon gekannt hätten, da es den Alltag zu Hause am Anfang erleichtert hätte.", so Pflegedienstleiterin Jessica Walter. Dies kommt auch den zu pflegenden Personen zuhause zugute. Diese können sich bei ihren körperlich und mental gestärkten Angehörigen im wahrsten Sinne des Wortes wieder in den besten Händen fühlen.