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Die hyperaktive (=überaktive) Blase, wie das Phänomen der Reizblase auch genannt wird, gilt zu Recht als Volksleiden. Laut Schätzungen der Techniker Krankenkasse (TKK) sind etwa 17 Prozent der Deutschen von einem übermäßig häufigen Toilettengang und einem ständig quälenden Harndrang betroffen. Die Reizblase ist ein typisches Frauenleiden.
Frauen haben deutlich öfter Probleme mit einer hyperaktiven Blase als Männer. Die Gründe dafür liegen in hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft bzw. in den Wechseljahren, die die Beschwerden begünstigen. Die Harnblase der Frau scheint zudem anfälliger für Störungen durch Kälte- und Nässereize beziehungsweise psychische Belastungen zu sein.
Eine motorische, beziehungsweise muskuläre Harndrangsymptomatik, so der medizinische Fachbegriff für die Reizblase, ist oft Folge einer anderen Erkrankung: etwa einer Entzündung der Harnwege oder von Blasensteinen bzw. in seltenen Fällen von Harnblasentumoren. Auch neurologische Erkrankungen wie etwa Nervenerkrankungen oder Schlaganfälle können eine Rolle spielen.
Die Folgen einer Reizblase für die Lebensqualität der betroffenen Frauen sind oft gravierend. Durch das verfrühte Signal des Gehirns „Es ist jetzt Zeit für die Blasenentleerung“ zieht sich die Muskulatur der Blasenwand zusammen – und zwar unabhängig davon, ob diese gefüllt ist oder nicht. Der häufige Harndrang ist nicht nur tagsüber und vor allem dann, wenn frau unterwegs ist, ein Problem. In der Nacht sorgt die vermeintlich volle Harnblase dafür, dass der Schlaf häufig durch einen nächtlichen Harndrang unterbrochen wird.
Viele Frauen „behandeln“ ihre Reizblase, indem sie ihre Trinkmenge einschränken. Das kann jedoch im Endeffekt mehr schaden als nützen. Der Grund dafür liegt in der Beschaffenheit der Blasenwand, die aus einer Schicht von Muskeln besteht. Diese Muskeln werden nicht mehr ausreichend trainiert, wenn die Blasenfüllung ständig auf einem niedrigen „Pegel“ verbleibt. Das wiederum schränkt mit der Zeit das Fassungsvermögen der Blase ein und führt zu einer sog. „Schrumpfblase“, was das Problem „Reizblase“ zusätzlich verschärft. Der bei Flüssigkeitsmangel stärker konzentrierte Harn kann zudem die Muskulatur reizen und zu Blasenschmerzen führen.
Einfach möglichst wenig zu trinken, ist daher keine sinnvolle Option, um eine Reizblase zu behandeln. Es gibt andere, zielführende Möglichkeiten wie etwa Reizblasen-Medikamente aus der Gruppe der Anticholinergika. Diese entspannungsfördernden Präparate, die auch „Blasenweichmacher“ genannt werden, dämpfen die Erregbarkeit des Blasenmuskels und vergrößern die Blasenkapazität. Das führt dazu, dass die Toilettengänge weniger werden, der Harndrang der Frau sich generell verringert und das Füllvolumen der Blase ansteigt.
Frauen mit weniger ausgeprägten Reizblase-Beschwerden profitieren häufig von einem Blasentraining, bei dem die Toilette nur zu bestimmten, festgelegten Zeiten aufgesucht wird, dem sog. „Toilettengang nach der Uhr“. Im Kampf gegen den häufigen Harndrang haben sich außerdem die Beckenbodengymnastik bewährt sowie der Abbau von Übergewicht und ein maßvoller Kaffee- und Alkoholgenuss. Ergänzend können antibakteriell wirkende pflanzliche Heilmittel wie etwa Cranberry die Behandlung unterstützen. Hier finden Sie einen ausführlichen Artikel zur Behandlung der Reizblase.
Facharzt für Urologie
MD, Ph.D
Tätigkeitsschwerpunkt
Andrologie/Sexualstörungen
Telefon: 09708 79-9344
E-Mail: bb-sek-urologie@hescuro.de
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