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"Harninkontinenz" - unter dieser Diagnose versteht man den unwillkürlichen Verlust von Harn. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist in diesem Fall auch von einer "schwachen Blase", "häufiger Harndrang" oder einer "Blasenschwäche" die Rede. Diese Bezeichnungen sind nicht unbedingt treffend. Denn nicht immer ist die Blase hauptverantwortlich für eine Harninkontinenz.
Eine Harninkontinenz kann mit dem eigenen Verhalten des Toilettengangs zusammenhängen. Der Blase tut weder der zu seltene, noch der zu häufige Besuch des Badezimmers gut. Wer zu oft geht, gewöhnt seine Harnblase an zu kleine Urinmengen. Das kann dazu führen, dass sie eines Tages nicht mehr zur Speicherung größerer Mengen imstande ist. Wer zu selten die Toilette aufsucht, sorgt dafür, dass die Muskulatur der Blase permanent überstrapaziert wird. Auch das kann schlussendlich zu einer Funktionsstörung führen.
Nicht immer sind es körperliche Störungen oder falsches Verhalten, das mit einer Harninkontinenz zu tun hat. Daneben besteht offenbar eine bestimmte Veranlagung innerhalb der Familie, die das Inkontinenzrisiko erhöhen kann.
Um die möglichen Ursachen einer Harninkontinenz zu veranschaulichen, hilft ein Blick auf die Harnblase und ihre Funktionen. Zum einen muss die Blase den Urin speichern, und zwar über längere Zeit. Dazu verfügt das Organ über einen Blasenmuskel (Detrusor), der während der Speicherphase gespannt ist. Dieser Muskel bildet gemeinsam mit dem Bindegewebe die Blasenwand.
Durch dieses Zusammenwirken kann sich die Blase ausdehnen und füllen. Um ein Abfließen des Urins über die Harnblase zu verhindern, spannt sich in der Speicherphase der Schließmuskel (Sphinkter) an. Er ist sozusagen die Dichtung der Harnblase.
Wird es Zeit für eine Entleerung, zieht sich der Blasenmuskel zusammen. Gleichzeitig erschlafft der Schließmuskel mit der Beckenbodenmuskulatur. So kann der Urin durch die Harnröhre abfließen.
Damit das einwandfrei funktioniert, müssen die beteiligten Gehirnzentren und Rückenmarksbereiche ebenso intakt sein wie die an diesem Prozess involvierten Nerven und Muskeln. Nur so können alle Beteiligten reibungslos zusammenarbeiten. Dieses feine Zusammenspiel kann allerdings gestört sein, und dafür gibt es eine Vielzahl von Ursachen.
Die Schulmedizin unterscheidet mehrere Ausprägungen. Am häufigsten treten die folgenden Formen der Harninkontinenz auf:
Aus medizinischer Sicht ist es wichtig und absolut sinnvoll, zu bestimmen, welche Form der Harninkontinenz vorliegt.
Dies geschieht zunächst mittels einer mündlichen Befragung (sog. "Anamnese") durch den Arzt, ggf. ergänzt durch einen speziellen Fragebogen, den die Patientinnen bzw. Patienten gebeten werden, vorher in Ruhe auszufüllen.
Ist die Wurzel des Übels bekannt, lässt sich auch eine optimale, sozusagen maßgeschneiderte Therapieform finden, die sich - je nach Inkontinenzform - stark voneinander unterscheidet.
Auf der Basis dieses Wissens kann eine Harninkontinenz meist gut und erfolgreich behandelt werden.
Um festzustellen, welche Inkontinenzform vorliegt, wird häufig zusätzlich ein sogenanntes Toiletten- und Trinkprotokoll empfohlen. In diesem Tagebuch, das auch Miktionsprotokoll genannt wird, notiert der oder die Betroffene einige Tage lang den Zeitpunkt des Toilettengangs.
Auch die Stärke des Harndrangs wird hier festgehalten, und es wird vermerkt, ob unwillkürlich Harn abgegangen ist, die sog. Harninkontinenz.
Die Trinkmengen werden im Toiletten- und Trinkprotokoll ebenfalls protokolliert.
Über Harninkontinenz wird meist nur unter vorgehaltener Hand gesprochen. Viele Betroffene empfinden das Problem sogar als so heikel, dass sie nicht einmal beim Arztbesuch darüber reden möchten. Oft wird versucht, in Eigenregie damit zurechtzukommen.
Darunter leiden häufig soziale Kontakte, etwa wenn man bisher geschätzte Unternehmungen mit Freunden und Familie nicht mehr macht, um nur ja nicht einen unwillkürlichen Harnabgang zu riskieren. Die Bereitschaft, das Problem zu verdrängen, ist groß. Und das, obwohl die Störung weit verbreitet ist. Rund fünf Millionen Deutsche leiden darunter. Oft gestehen sich die Betroffenen nicht einmal ein, an einer richtigen Krankheit zu leiden, oder sie gehen davon aus, dass es ohnehin keine Behandlungsmöglichkeiten gebe.
Ein Irrglaube, denn Harninkontinenz ist keinesfalls ein unabwendbares Schicksal. Es existieren mehrere Erfolg versprechende Therapieoptionen.
Vielen Betroffenen kann wirksam geholfen werden. Es ist also durchaus sinnvoll und wichtig, mit dem Arzt über das Problem zu sprechen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Und das gilt für jedes Lebensalter. Zwar ist Harninkontinenz eine Störung, die mit zunehmendem Lebensalter häufiger auftritt. Es sind aber auch Jüngere betroffenen – etwa Frauen nach einer Schwangerschaft und Entbindung. Oder auch Menschen, die nach einer Operation oder einem Unfall mit dem Problem konfrontiert werden. Auch Senioren sollten daran denken, dass Harninkontinenz keine unvermeidliche Folge des Älterwerdens ist, die man eben hinnehmen muss! Für alle ist medizinische Beratung wichtig.
Facharzt für Urologie
MD, Ph.D
Tätigkeitsschwerpunkt
Andrologie/Sexualstörungen
Telefon: 09708 79-9344
E-Mail: bb-sek-urologie@hescuro.de
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