Angststörung - Informationen zu verschiedenen Angststörungen und Phobien.

Angststörung – Ursachen, Symptome und Therapie

Angst gehört als natürlicher Schutzmechanismus seit Urzeiten zum Leben jedes Menschen. Sie warnt Körper, Geist und Seele vor bedrohlichen Situationen. Angst ist also ein Selbstschutz, der das Überleben sichert und zunächst nichts Negatives, das es zu therapieren gilt. Problematisch wird es allerdings, wenn die Angst häufig und ohne eine tatsächliche Bedrohung auftritt und sich daraus eine Angststörung entwickelt. Nicht selten beeinträchtigen die damit einhergehenden Vermeidungsstrategien und Begleiterkrankungen zunehmend das Leben der Betroffenen. Daher ist es wichtig, Angststörungen möglichst frühzeitig zu behandeln.

Angststörung - Informationen zu verschiedenen Angststörungen und Phobien.

Entwicklung von Angststörungen

Bei unseren Vorfahren ging es in Bedrohungssituationen nicht selten um Leben und Tod, in denen Flucht oder Angriff mögliche Strategien darstellten. Durch Angst nimmt die Herzfrequenz zu, Muskeln spannen sich an und die Konzentration und Leistungsbereitschaft steigen an, um die Bedrohungslage zu meistern. Ist die Gefahr vorbei, entspannt sich der Körper genauso schnell wieder, der Stress nimmt ab.

In der heutigen Zeit drehen sich Ängste und Sorgen vorwiegend um unsere Mitmenschen, die eigenen Geldsorgen, einen möglichen Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheiten, Prüfungen oder auch den nächsten Flug oder Arztbesuch. Objektiv betrachtet geht von diesen Situationen nur selten eine ernste Bedrohungslage für Leib und Leben aus. Doch jede dieser Situationen kann zu dauerhaftem Stress und Ängsten führen. Halten die Ängste länger an, belasten die eigenen Emotionen und wirken sich auf das Handeln im Alltag aus, fehlt es nicht nur an der dringend notwendigen Entspannungsphase, sondern Betroffene entwickeln meist auch Vermeidungsstrategien.

Inzwischen treten Angststörungen bei rund jeder sechsten Person im Laufe ihres Lebens auf. Jährlich ist ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung von einer Angststörung betroffen, Frauen doppelt so häufig wie Männer. Das Empfinden situativer Bedrohungslagen ist dabei höchst individuell. Die Begründung dafür, dass Frauen rund doppelt so häufig wie Männer betroffen sind, liegt in der genetischen Veranlagung und Hormonen, aber auch traumatischen Erfahrungen durch sexualisierte Gewalt und den Geschlechterrollen sowohl hinsichtlich der gesellschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten als auch der Akzeptanz von Angst.

Ursachen von Angststörungen

Die Ursachen von Angststörungen sind entweder körperlicher oder psychischer Natur.

physische Ursachenpsychische Ursachen
• Krankheitsdiagnosen (z. B. Krebs)
• Krankheiten (Asthma, Herz- und Hirnerkrankungen, Schmerzpatient:innen, Demenz, Störungen der Schilddrüsenfunktion)
• Nebenwirkungen von Medikamenten
• Alkohol- und Drogenkonsum
• Stress und Burnout
• Angsterkrankungen wie Phobien, Panikattacken
• Depressionen
• Zwangsstörungen
• als Folge traumatischer Erlebnisse wie Krieg, Unfall oder Missbrauch (Belastungsstörungen)
• Hypochondrie

Inwiefern aus einer Angst letztlich eine Angststörung wird, hängt wiederum von der persönlichen Veranlagung, aber auch prägenden Erfahrungen im bisherigen Lebenslauf, erlernten Verhaltensweisen oder dem individuellen Stresslevel ab.

Wie krankhafte Angst letztlich entsteht, begründen Ansätze wie beispielsweise die Psychoanalyse, Verhaltenstherapie und Neurobiologie dabei auf unterschiedliche Weise durch kindliche Angstgefühle als Folge einer Überforderung, erlerntes Verhalten oder ein labiles vegetatives Nervensystem.

Symptome von Angststörungen

Typische Symptome, die mit Angst auftreten, sind ein beschleunigter Puls, das Zittern des Körpers, Atembeschwerden, Mundtrockenheit und Schwindel oder auch Schweißausbrüche. Ist die Angst extrem groß, treten oft auch Schmerzen in der Brust auf, die Beklemmungen verursachen, und der Magen-Darm-Trakt äußert sich durch Erbrechen oder Durchfall. Auch das Gefühl einer Benommenheit, dass Dinge unwirklich sind und des Kontrollverlustes über die eigenen Gedanken sind häufige Begleiterscheinungen. Panikattacken werden bei Betroffenen zudem oft von einer Todesangst oder dem Gefühl, verrückt zu werden, begleitet.

Neben diesen physischen und psychischen Ursachen treten bei Betroffenen oft Begleiterkrankungen wie eine Alkoholsucht, Medikamentenmissbrauch oder Depressionen auf. Da sich die Angststörungen nicht selten massiv auf die Lebensqualität, die Handlungsfähigkeit und damit auch die Bewältigung des Alltags auswirken, machen sich zudem soziale Symptome in Beruf und Freizeit bemerkbar.

Formen von Angststörungen

Der Begriff der Angststörung fasst unterschiedliche psychische Störungen zusammen, bei denen eine übermäßige Angst ohne eine von außen einwirkende objektive Bedrohungslage auftritt. Die WHO unterscheidet dabei im ICD-10 Angststörungen wie folgt:

phobische Störungen• Agoraphobie (ICD-10 F40.0)
• soziale Phobie (ICD-10 F40.1)
• spezifische Phobie (ICD-10 F40.2)
o Tierphobien
o situative Phobien
o Natur-Phobien
o Anblick von Blut, Spritzen, Verletzungen
• sonstige phobische Störungen (ICD-10 F40.8)
• phobische Störung, nicht näher bezeichnet (ICD-10 F40.9)
andere Angststörungen• Panikstörungen (ICD-10 F41.0)
• generalisierte Angststörung (ICD-10 F41.1)
• Angst und depressive Störung, gemischt (ICD-10 F41.2)
• andere gemischte Angststörungen (ICD-10 F41.3)
• sonstige spezifische Angststörungen (ICD-10 F41.8)
• Angststörungen, nicht näher bezeichnet (ICD-10 F41.9)
Zwangsstörungen• vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang (F42.0)
• vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale) (F42.1)
• Zwangsgedanken und -handlungen, gemischt (F42.2)
• sonstige Zwangsstörungen (F42.8)
• Zwangsstörungen, nicht näher bezeichnet (F42.9)
Reaktion auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen• akute Belastungsreaktion (F43.0)
• Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
• Anpassungsstörung (F43.2)
• sonstige Reaktion auf schwere Belastung (F43.8)
• Reaktion auf schwere Belastung, nicht näher bezeichnet (F43.9)

Am häufigsten treten Phobien, generalisierte Angststörungen und Panikattacken auf, die wir im Folgenden näher erläutern.

Die verschiedenen Formen der Angststörungen.

Die generalisierte Angststörung

Eine generalisierte Angststörung äußert sich zunächst schleichend durch ein mulmiges Gefühl, innere Nervosität und Unruhe. Die Gedanken beginnen, sich im Kreis zu drehen und es macht sich ein Druck im Magen breit. Schreitet die Erkrankung fort, verringern sich die Phasen von Ruhe und Entspannung, bis Ängste und Sorgen die Gedanken und das Leben dominieren.

Betroffene verspüren über einem Zeitraum von mindestens sechs Monaten eine deutliche, die Lebensqualität massiv einschränkende Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen, die sowohl durch diffuse Sorgen als auch konkrete Bedrohungslagen verursacht werden können.

Um potenzielle Risiken zu vermeiden, verzichten die Erkrankten auf Reisen, auf berufliche Veränderungen und auf wichtige Vorhaben wie etwa den Kauf einer Immobilie. Die Beeinträchtigungen der Lebensqualität erweisen sich auch in den Beziehungen zur Familie und zu Freund:innen als Belastung. Die Gefahr, dass es durch die generalisierte Angststörung zu Depressionen oder zu einer Suchtmittelabhängigkeit kommt, ist hoch.

Panikattacken und Panikstörungen (Paniksyndrom)

Panikstörungen sind entweder scheinbar aus heiterem Himmel auftretende Angstattacken oder sie treten im Zusammenhang mit Phobien in wiederkehrenden Situationen, an bestimmten Orten wie Brücken, Aufzügen oder auf freien Plätzen oder Begegnungen mit Spinnen oder anderen Angst verursachenden Tieren auf.

Die Begleitsymptome erreichen innerhalb von Sekunden oder Minuten ihren Höhepunkt und gehen mit einer Todesangst, der Angst vor einem Herzinfarkt oder dem Gefühl, verrückt zu werden, einher. Betroffene verlangen bei einer Panikattacke daher oft nach einem Notarzt oder einer Notärztin, bitten Angehörige um Hilfe oder sie nehmen Beruhigungsmittel ein. Die Diagnostik beim Arzt zeigt allerdings in der Regel keine körperliche Erkrankung, die die Angstsymptome erklären.

Betroffene meiden Orte, die im Zusammenhang mit der Panikattacke stehen, und greifen nicht selten zu Beruhigungsmitteln, Notfalltropfen oder anderen Substanzen, um der Situation zu begegnen. Oft kann jedoch eine Therapie die Panikattacken reduzieren, sofern diese mit einer konkreten Situation, einem Ort oder spezifischen Phobie in Zusammenhang stehen.

Phobien

Phobien sind häufig auftretende Vertreter einer Angststörung. Die Furcht konzentriert sich vorwiegend oder ausschließlich auf ganz bestimmte Situationen oder Objekte und geht mit einer unangemessen starken Reaktion einher. Nicht selten sind Panikattacken in diesem Zusammenhang eine Begleiterscheinung, Betroffene versuchen für gewöhnlich, die angstauslösenden Situationen zu meiden. Expert:innen unterschieden im Wesentlichen drei Formen der Phobie:

  • soziale Phobie
  • Agoraphobie
  • spezifische Phobie

Soziale Phobie

Eine soziale Phobie bezeichnet die Angst, sich in Situationen lächerlich zu machen, zu versagen, zu erröten oder etwas Peinliches zu tun. Soziale Ängste treten immer dann auf, wenn sich Betroffene in irgendeiner Weise anderen Menschen aussetzen und durch Äußerungen oder bei Vorträgen im Mittelpunkt stehen.

Soziale Phobien zeigen sich oft schon in der frühen Jugend durch starke Schüchternheit oder Zurückhaltung. Betroffene neigen dazu, die vermeintlich gefährlichen Situationen, in denen sie beispielsweise vor den Augen anderer trinken, essen oder eine Unterschrift leisten müssen zu meiden. Viele Erkrankte versuchen zudem, ihre starken Angstreaktionen durch Alkoholkonsum leichter zu ertragen. Wie bei der Agoraphobie kann es auch hier zu einer Angstspirale - zur Angst vor der Angst - kommen.

Agoraphobie

Betroffene einer Agoraphobie, der sogenannten Platzangst, haben Angst vor unbekannten Orten oder Menschenmengen. Situationen, die nicht kontrollierbar sind oder keine Möglichkeit der Flucht bieten, lösen hier die Ängste aus. Nicht selten entwickeln sich aus der Agoraphobie Panikattacken, wenn eine angstauslösende Situation eintritt. Betroffene ziehen sich zunehmend in ihr Zuhause zurück und isolieren sich aus Angst von der Außenwelt immer stärker.

Spezifische Phobie

Spezifische Phobien haben einen konkreten Auslöser. Das kann die Angst vor Spinnen, Spritzen, der Höhen, engen Räumen (Klaustrophobie) oder auch eine Flugangst sein. Da die Angst hier in der Regel auf einzelne Situationen beschränkt bleibt und das Leben der Betroffenen nicht dauerhaft einschränkt, ist eine Therapie hier nicht in allen Fällen nötig. Allerdings können sie sich auch schleichend entwickeln und das Leben mit der Zeit immer stärker dominieren und beeinträchtigen.

Nach der intensiven Diagnose durch einen Facharzt oder eine Fachärztin lässt sich einer Angststörung durch verschiedene therapeutische Methoden wie beispielsweise einer Verhaltenstherapie begegnen

Therapie von Angststörungen

Nach der intensiven Diagnose durch einen Facharzt oder eine Fachärztin, die körperliche Ursachen für Symptome wie Herzrasen oder Schweißausbrüche ausschließt, lässt sich einer Angststörung durch verschiedene therapeutische Methoden wie beispielsweise einer Verhaltenstherapie begegnen. Aber auch die Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva oder Beruhigungsmitteln, ein gesunder Lebensstil oder das Erlernen von Entspannungstechniken können dazu beitragen, Angststörungen zu verringern. Je früher Betroffene die Symptome behandeln, desto wahrscheinlicher ist eine Heilung oder Linderung der auftretenden Symptome.

Angststörungen in der Reha bei HESCURO

Treten Ängste und Angststörungen als Begleiterkrankung bei einem Burnout oder einer Depression auf, empfiehlt sich eine spezielle Reha bei Burnout beziehungsweise eine Reha bei Depressionen. Liegt die Ursache hingegen in einer schweren Krankheitsdiagnose wie Krebs, sorgt sich die psychologische Betreuung durch Einzel- oder Gruppentherapien im Rahmen der Krebs-Reha um die Ängste der Betroffenen und verhilft Patient:innen zu mehr Lebensqualität. Parallel dazu erlernen Patient:innen Entspannungstechniken und nutzen Bewegungsangebote, um den Angststörungen dauerhaft durch gezielte Maßnahmen zu begegnen und Techniken zu erlernen, die sich auch im Alltag umsetzen lassen. Kontaktieren Sie bei Fragen zur Berücksichtigung von Angststörungen und Panikattacken im Rahmen unseres therapeutischen Reha-Angebotes unseren Patientenservice per Telefon, E-Mail oder über das Kontaktformular.