Tierische Therapie mit Überraschungsmomenten

© Kathrin Kupka-Hahn
Die HESCURO KLINIK in Bad Bocklet ist eine außergewöhnliche Kooperation eingegangen. Diese ermöglicht Patientinnen und Patienten eine Alpaka-Wanderung in der Rhön zu erleben.

Alpakas muss man einfach mögen. Mit ihren großen dunklen Augen, den freundlichen Gesichtern und dem flauschigen Fell scheinen sie wie gemacht dafür, die Herzen der Menschen zu erobern. Es sind besondere Wesen und sie tun Menschen gut, vor allem denjenigen mit Erkrankungen. Warum nicht eine Therapie mit Alpakas anbieten? Das dachte sich auch Arpad Grec, der Chefarzt der Psychosomatischen Abteilung in der Rehaklinik Bad Bocklet. Vor gut einem Jahr hat er diese übernommen. Seither ist er dabei die Therapieangebote und Behandlungen weiterzuentwickeln."Es wird natürlich viel diskutiert und zum Teil auch spekuliert, was genau der gesundheitsfördernde Aspekt der Therapie mit Tieren ist", dessen ist sich der Psychiater sehr bewusst. Einer der wichtigsten Faktoren im Prozess der Stabilisierung und Gesundung ist unbestritten die Beziehung zwischen dem Therapeuten und Klienten. "Natürlich gehen wir klassischerweise dabei von einer Beziehung zwischen zwei Menschen aus, welche das Ziel hat, zu einer größeren Klarheit hinsichtlich der Bedeutung eigenen Erlebens zu verhelfen, Problemlösungsstrategien zu entwickeln, Wissen um die eigenen Ressourcen zu vertiefen und Kontrolle über das eigene Verhaltens zu erlangen", so Arpad Grec.

Beziehung aufbauen

Dennoch ist er überzeugt, dass auf einer sehr viel einfacheren, beinahe archaischen Ebene auch eine therapeutische Beziehung zu Tieren einen Teil der oben erwähnten Effekte erzielen kann. "Es ist natürlich eine weniger von logischem Denken und Gesprächen geleitete Art von Therapie", erklärt der Psychiater und fügt hinzu: "Es ist vielmehr eine mehr vertrauensvoll-emotionale Beziehung zu einem Wesen, welches kaum Forderungen oder Ansprüche stellt und welches innerhalb sehr kurzer Zeit eine emotionelle Bindung herstellt, für die wir Menschen miteinander oft Wochen oder Monate brauchen." Die tiergestützte Therapie sieht Grec jedoch nicht als Ersatz zur klassischen Psychotherapie. "Sie kann aber als auf emotionaler Ebene schnelle, tiefe und sinnvolle Ergänzung gesehen werden."

Emotionale Zuwendung

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist für ihn der emotionale Aspekt. "Gerade bei einer Störung der Emotionalität, wie sie zum Beispiel bei der Depression der Fall ist, bringt die unbedingte, bedingungslose und nicht auf Gewinn ausgerichtete Zuwendung eines Tieres eine Erfahrung, die viele depressive Menschen durch die Erkrankung verloren haben", schildert der Psychiater. "Diese haben sich oft abgekapselt und ein Gefühl der Gefühllosigkeit. Zudem haben sie die Erfahrung gemacht, dass die Umwelt mit Unverständnis und sogar Ablehnung reagiert, was dann wiederum den Rückzug in die eigene Gefühlswelt und das Gefühl des Alleinseins verstärkt."

Vertrauen ohne Gegenleistung

Ein Kreislauf setzt sich in Gang, den die tiergestützte Therapie durchbrechen kann. "Denn plötzlich wird man mit einem Wesen konfrontiert, dass sich voller Vertrauen in die Hände des Menschen begibt und, ohne etwas zu verlangen (außer eventuell ein paar Leckerbissen zur Belohnung) einfach für einen da ist. Es kritisiert nicht, sondern geht den Weg, den man geht, mit." Dies beschreiben depressive Menschen in Studien immer wieder und geben es als wichtigen Faktor in ihrer emotionellen Gesundung an. Alpakas, so Grecs Idee, sind perfekt dafür geeignet. Somit begab sich der Chefarzt auf die Suche nach einem passenden Partner ganz in der Nähe. In Ginolfs bei der Rhoenmomente GmbH der Brüder Florian und Marc-André Janz wurde er fündig. Es folgten einige Gespräche und man wurde sich einig.

Anfangs noch unsicher

Seit dem Frühjahr bietet die Klinik alle 14 Tage Alpaka-Wanderungen für ihre psychosomatischen Patientinnen und Patienten an, als Form der tiergestützten Therapie. Die Resonanz darauf fällt absolut positiv aus. "Es war ein totales Highlight", fasst eine Teilnehmerin am vergangenen Mittwoch ihre Eindrücke nach der Wanderung zusammen. "Das würde ich sofort wieder machen." Die Begeisterung über das Erlebte ist ihr förmlich anzusehen: Ihre Augen leuchten und in ihrem Gesicht macht sich ein Dauergrinsen breit. Dabei war sie, wie alle anderen Teilnehmenden der achtköpfigen Gruppe, am Morgen noch etwas unsicher, was bei der Wanderung auf sie zukommen würde.

Rüdiger, die Rakete

"Ihr habt wohl noch geschlafen", begrüßt Bianka Janz, die Wanderführerin, die Alpakas am Morgen auf der Koppel oberhalb von Ginolfs, die recht langsam aus ihrem Unterstand hervorkommen. Mit wenigen Handgriffen legt sie ihnen die Halfter und Leinen an und stellt ganz nebenbei die tierischen Wandergefährten vor. Sie heißen Willi, Otto, Kenny, Herkules, Brian, Anton, Kenny und Rüdiger. Jeder hat so seine Besonderheiten, erzählt sie. Kenny etwa hat ein graues Fell, was bei Alpakas selten vorkommt. Der braune Rüdiger hingegen trägt den Beinamen Rakete, weil er als ganz junges Alpaka immer herumgedüst ist. Brian mit braunem Fell und Herkules, der Weiße, sind die Anführer der Herde. Anton ist das einzige schwarze Tier.

Bergauf und bergab

Spontan entscheiden sich die Patientinnen und Patienten für je ein Tier und machen sich auf den Weg - eine rund vier Kilometer lange Runde durch Wald und Flur von Ginolfs. Dabei geht es mal bergauf, was die Alpakas weniger mögen, und auch wieder bergab, was den Tieren eher gefällt. Sie sind grundsätzliche gemütliche Wandergefährten, bleiben als Herde beieinander. Langsam setzen sie Huf vor Huf. Mal in Reih und Glied, dann wieder neben- und auch durcheinander. Zwischendurch kommt die Wandergesellschaft immer wieder einmal zum Stehen. Schließlich sind die Alpakas kleine Naschkatzen und lieben es, hier und dort ein paar Gräser, Kräuter oder Blätter zu zupfen.

Abschluss mit Leckerbissen

Zeit für eine Pause gibt es auf der Tour auch. Die Alpakas nutzen sie für einen Imbiss am Wegrand, während die Patientinnen und Patienten ihre Handys zücken. Denn ein Foto zur Erinnerung muss sein. Nach gut zwei Stunden kommt die Wandergesellschaft wieder auf der Koppel an. Hier gibt es zum Abschluss für die Alpakas etwas ganz Besonderes - als Belohnung. "Sie bekommen ein Müsli, welches sie sehr mögen", sagt Bianka Janz und verteilt die Schalen. Mit Eifer machen sich die Tiere über das Müsli her. Genauso eifrig sind die Menschen bei der Sache. "Mein Alpaka hat mir aus der Hand gefressen", freut sich eine Patientin. "Die haben ja ganz weiche Lippen", zeigt sie sich sichtlich überrascht.

Erfolgreiche Therapien

Regelrecht beschwingt und beseelt, aber auch ein klein wenig geschafft von den vielen Eindrücken machen sie sich mit dem Kleinbus auf den Heimweg. "Die Tiere geben einem viel", fasst ein Patient zusammen und fügt hinzu: "Vor allem Freude." Chefarzt Arpad Grec freut sich dies zu hören, denn sein Plan ist aufgegangen. "Die Therapieforschung zeigt, dass naturgestützte und tiergestützte Therapieformen einen enormen Stellenwert in der psychotherapeutischen Behandlung insbesondere in der Psychosomatik haben", erklärt er und betont: "Tiergestützte Therapie ist kein Alleingang. Sie kann die Psychotherapie nicht ersetzen. Aber sie kann sie ergänzen auf einer Ebene, zu der Tiere einen schnelleren, leichteren und klareren Zugang haben als wir Menschen. Deshalb setzen wir in der Klinik neben klassischen Therapien und Anwendungen auch gezielt einen Schwerpunkt auf naturgestützte Therapien." Die nahe Rhön und die Landschaft rund um Bad Bocklet bieten beste Voraussetzungen dafür - nun auch mit Alpakas.

 

Über die Kliniken Bad Bocklet AG

Die Kliniken Bad Bocklet AG betreibt als Unternehmensgruppe mit der Dachmarke HESCURO staatlich anerkannte private Rehakliniken an den Standorten Bad Bocklet und Bad Kissingen. Patienten aller Rentenversicherungsträger und Krankenkassen werden in beiden Häusern behandelt. Die Schwerpunkte der Anschlussheilbehandlungen, Heilverfahren, und präventiven Gesundheitsleistungen in Bad Bocklet liegen in den Bereichen Innere Medizin/Onkologie/Diabetologie, Urologie, Geriatrie, Orthopädie und Psychosomatik. Am Standort Bad Kissingen werden orthopädische Patienten behandelt und therapiert. Im ersten Quartal 2023 nimmt eine geriatrische Abteilung mit 20 Betten ihren Betrieb auf.

In Bad Brückenau wird im September 2023 eine Akutklinik für Privatpatienten mit psychischen Erkrankungen eröffnet. Seit Januar 2023 gehört mit der HESCURO KLINIK Bad Brückenau (ehem. Franz von Prümmer Klinik) ein Akutkrankenhaus mit angegliedertem Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) und Labor zum Portfolio von HESCURO. Die Unternehmensgruppe versteht sich als regionaler Gesundheitsdienstleister in Unterfranken mit einem überregionalen Einzugsgebiet. Weitere Informationen unter www.hescuro.de

 

Fotos (von Kathrin Kupka-Hahn):

Das ist Otto, ein weißes Huacaya-Alpaka, etwa eineinhalb Jahre alt. Diese Alpakas sind besonders ruhige Tiere mit feiner flauschiger Unterwolle.

 

Die Wandergesellschaft ist mal in Reih und Glied unterwegs …

 

… und dann mal wieder etwas durcheinander.

 

Wanderung mit Blick zum Kreuzberg und zur Kalten Buche. Dem Alpaka ist die Landschaft ziemlich egal, Hauptsache es gibt am Wegrand etwa zum Naschen.

 

Zum Dank für die unkomplizierte Wandergemeinschaft dürfen die Patientinnen und Patienten die Tiere mit deren Lieblingsessen füttern.

 

Wanderführerin Bianka Janz kennt sich nicht nur in Ginolfs und Umgebung gut aus, sondern weiß auch viel über die Tiere zu berichten. Seit fünf Jahren betreiben ihre Söhne das Unternehmen - mit den Alpakas und verschiedenen Rhönmomenten.

 

Pressekontakt:

Kliniken Bad Bocklet AG

Kathrin Kupka-Hahn

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