Diabetes und Sport – Was gibt es zu beachten?

von Julia Weingärtner - Leiterin der Therapieabteilung - Physiotherapeutin, Osteopathin, BA Physiotherapie

Frau Weingärtner

Foto Julia Weingärtner

Das Wichtigste zuerst: Diabetes und Sport passen sehr gut zusammen. Doch es muss nicht gleich Hochleistungssport sein. Regelmäßige Bewegung reicht vollkommen aus, denn sie ist sowohl vorbeugend als auch nach diagnostizierter Erkrankung wichtig. Sie wirkt sich positiv auf die Körperzellen aus - die Glucose wird besser verstoffwechselt. Durch die Bewegung sinken sowohl der momentane Blutzuckerspiegel als auch der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c-Wert). Zudem sorgt regelmäßiges Bewegen dafür, Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Folgeerkrankung zu reduzieren und trägt schlussendlich zu einem gesunden Lebensstil bei.

Wir Physiotherapeuten empfehlen zum Einstieg ausdauernde Bewegung in Form von Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen oder Wandern. Ein tägliches Training von mindestens 30 Minuten reicht aus und lässt sich meist sehr gut in den Alltag einbauen. Beispiele:

  1. Wenn möglich, das Auto stehen lassen und zu Fuß zum Bäcker gehen.
  2. Wenn möglich, benutzen Sie das Treppenhaus statt des Aufzugs.
  3. Bei sitzendenden Tätigkeiten alle 30min aufstehen und einige Schritte tun.

Empfohlen werden für Diabetiker 150 Minuten Bewegung pro Woche mit moderater Intensität. Das heißt: Sie sollten sich während des Trainings noch unterhalten können. Wichtig ist aber auch ein ausgeglichenes Maß an Aktivität und Ruhepausen. Sie sollten sich während und nach den Aktivitäten gut und nicht überfordert fühlen.

Wir werden als Physio- und Sporttherapeuten häufig gefragt, was Diabetiker in Sachen Sport beziehungsweise bei Bewegung beachten müssen. Einige Fragen und Antworten haben wir hier für Sie zusammengestellt:

Sport und Essen - Worauf ist zu achten?

Menschen mit Diabetes sollten vor sportlicher Betätigung ausreichend gegessen und somit einen leicht erhöhten Blutzucker haben. Denn während des Sports sinkt dieser automatisch ab. Außerdem sollten Diabetiker schnell wirksame Kohlenhydrate, wie etwa Traubenzucker, Saft oder Cola mitnehmen, um eine mögliche Unterzuckerung zu vermeiden. Nicht zu empfehlen sind üppige und fettige Mahlzeiten vor dem Sport.

Sport und trinken - Viel hilft nicht immer viel!

Der Körper verliert bei intensiver Bewegung große Mengen Schweiß und damit auch wichtige Mineralien, wie etwa Natrium. Wenn dieser Verlust nicht ausgeglichen wird, können Leistungsabbau, Schwindel und Krämpfe drohen. Diese Anzeichen können aber auch auf zu viel trinken hinweisen. Denn der Körper verarbeitet nur eine bestimmte Menge Flüssigkeit pro Stunde. Wird zu viel getrunken, gelangt Wasser in die Blutgefäße und die Natriumkonzentration sinkt. Besser ist es deshalb, bei sportlichen Aktivitäten vor, während und nach dem Sport Mineralwasser oder Apfelschorle in kleinen Portionen zu sich zu nehmen. Isotone Sportgetränke sind nur sehr selten notwendig, etwa wenn über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden gejoggt wird. Bei sportlichen Aktivitäten unter 45 Minuten ist Mineralwasser mit einem hohen Anteil an Natrium zu empfehlen.

Sport und Alter - Besser spät als nie!

Die gute Nachricht vorweg: Sport ist das Beste, um im Alter fit zu bleiben. Jedoch sollte mit dem Hausarzt oder Therapeuten besprochen werden, welche Sportart für den aktuellen Gesundheitszustand geeignet ist und welche Aktivität Ihnen guttut. Für Diabetiker sind Ausdauersportarten wie Radfahren, Nordic Walking oder Joggen besonders geeignet. Moderates Krafttraining kann den altersbedingten Abbau der Muskelkraft und somit Osteoporose vorbeugen. Zudem verhindert es eine Zunahme des Fettgewebes und somit die Entstehung von Diabetes-Typ-2.

Wichtig: Sport macht nicht müde! Im Gegenteil! Ausdauersport verbessert sowohl die Konzentration als auch die Denkleistung.