Wenn Bilder übermächtig werden

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Am 27. Juni ist der internationale Tag der Posttraumatischen Belastungsstörung.

Der Tag der Posttraumatischen Belastungsstörung findet jährlich am 27. Juni statt. Er wurde erstmals im Jahr 2010 begangen, um ein Bewusstsein für die Folgen von psychischen Traumata zu schaffen. Im Vordergrund standen dabei die psychischen Folgen von Kriegstraumata bei Soldaten. Psychische Traumata können jedoch ganz unterschiedliche Ursachen haben. Auch Ereignisse wie Verkehrsunfälle oder sexuelle Gewalttaten können seelische Verletzungen zur Folge haben. Die quälenden Bilder gehen den Betroffenen nicht mehr aus dem Kopf – sie leiden an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. In Folge traumatischer Ereignisse werden die Betroffenen von starken Gefühlen der Angst, der Hilflosigkeit und des Entsetzens überflutet.

Viele Menschen machen im Laufe ihres Lebens traumatische Erfahrungen, die mit starken psychischen Belastungen einhergehen können. Bestimmte Berufsgruppen sind sogar überdurchschnittlich häufig mit Extremsituationen konfrontiert, die zu erheblichen Folgebeschwerden führen können, wie beispielsweise Soldaten, Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungssanitäter oder Zugführer. Traumata sind Ereignisse von außergewöhnlicher Bedrohung, die bei fast jedem Menschen zu einer tiefgreifenden Erschütterung und Verzweiflung führen würden, und mit Gefühlen von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Kontrollverlust einhergeht.

Oftmals stellen sich nach psychischen Traumata chronische Folgeerscheinungen ein, die nicht selten erst Monate nach dem traumatischen Ereignis auftreten, wie Depressionen, Ängste und der Konsum von Alkohol oder Drogen. Eine schwerwiegende Folgeerkrankung ist auch die posttraumatische Belastungsstörung, kurz: PTBS.

Flashbacks und Albträume

„Ein zentrales Symptom der PTBS stellt das immer wiederkehrende ungewollte und quälende Wiedererinnern und Wiedererleben der psycho-traumatischen Ereignisse durch aufdringliche Nachhallerinnerungen in Form innerer Bilder oder Filme dar, so genannte Intrusionen oder Flashbacks“, erläutert Professor Dr. Dr. Niels Bergemann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Privatklinik Regena. „Auch können sich wiederkehrende Albträume mit den traumatischen Ereignissen einstellen“. Ausgelöst werden solche Nachhallerinnerungen durch Situationen, die an das Trauma erinnern. Dies können etwa bestimmte Orte, Geräusche oder auch Gerüche sein. Es entsteht das Gefühl, als ob das Ereignis in der unmittelbaren Gegenwart geschieht.

„In der Folge dieses quälenden Wiedererlebens entsteht ein starkes Vermeidungsverhalten bezüglich der Umstände, die der Belastung ähneln oder mit ihr im Zusammenhang stehen, um der ständigen Wiedererinnerung zu entgehen“, so Professor Bergemann. Zugleich entwickeln sich oft anhaltende Symptome emotionaler Taubheit und Teilnahmslosigkeit oder einer erhöhten psychischen Empfindlichkeit oder Übererregung, die mit Schlafstörungen, Reizbarkeit oder Wutausbrüchen, Konzentrationsstörungen oder erhöhter Schreckhaftigkeit einhergehen.

Späte Symptome

„In aller Regel treten diese Beschwerden innerhalb weniger Monate nach Ende des Traumas oder der Belastungsperiode auf, allerdings können die traumatisierenden Ereignisse auch noch nach Jahren reaktualisiert werden und die PTBS-Symptomatik damit deutlich später auftreten“, erklärt Professor Bergemann. Viele Menschen erleiden in ihrem Leben schwerwiegende Ereignisse, allerdings entwickeln nur wenige Traumatisierte eine PTBS. Bei den meisten Menschen kommt es zu einer Spontanerholung oder Zurückbildung der Symptome ohne Behandlung nach einer PTBS-Entwicklung. Wenn die Symptome längere Zeit anhalten, sollte allerdings ärztliche beziehungsweise psychotherapeutische Hilfe aufgesucht werden.

Gute Therapiemöglichkeiten

Am Anfang der Behandlung, wie sie auch in der PRIVATKLINIK REGENA Bad Brückenau durchgeführt werden wird, stehen eine ausführliche Aufklärung über die Natur der Erkrankung und der Aufbau einer vertrauensvollen und tragfähigen Beziehung zum Therapeuten. „Das Ziel ist zunächst die psychische Stabilisierung“, so Professor Bergemann. „Dabei lernen die Betroffenen, die Reaktionen auf das Geschehene zu verstehen, Sicherheit und Vertrauen wiederzugewinnen und Distanzierungsstrategien zu entwickeln“. In einer zweiten Behandlungs-phase erfolgt die Konfrontation oder „Exposition“ mit den traumatisierenden Ereignissen in der Einzeltherapie.

Dabei wird das Erlebte im Gespräch bearbeitet, und die Patienten können so ihre oft fragmenthaften Eindrücke im so genannten Traumagedächtnis erstmals identifizieren. Durch diese Integration der Erinnerungen wird das belastende unkontrollierte Wiedererleben reduziert und die Flashbacks lassen nach. In einem weiteren Schritt geht es schließlich darum, das Geschehene anstatt zu verdrängen in die eigene Biographie zu integrieren. Die Akzeptanz des Geschehenen nimmt den Bildern ihre Macht – und schafft so einen Raum für neue Erfahrungen. „Insgesamt bestehen für Traumafolgestörungen gute Behandlungsmöglichkeiten“, so Professor Bergemann, „entscheidend ist ein frühzeitiger Beginn der Therapie.“

 

Informationen:

Professor Dr. Dr. Niels Bergemann ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt der PRIVATKLINIK REGENA Bad Brückenau, die im September eröffnet wird. Neben der Behandlung von Depressionen und Bipolaren Störungen ist Professor Bergemann auf die Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen, psychischen Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit sowie Burn-out spezialisiert. Parallel zum Aufbau der Klinik ist er in eigener privatärztlicher Praxis im Staatsbad Bad Brückenau tätig. Neben der klinischen Arbeit in Bad Brückenau hält der für das Fach Psychiatrie und Psychotherapie habilitierte Arzt und Diplom-Psychologe regelmäßig Vorlesungen an den Universitäten in Heidelberg und Trier, und vertritt die Psychiatrie und Psychotherapie im Wehrmedizinischen Beirat am Bundesministerium der Verteidigung. Gastprofessuren führten ihn nach Saudi-Arabien, in den Irak und nach Tadschikistan.

Die PRIVATKLINIK REGENA Bad Brückenau ist eine Akutklinik für Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie für die Behandlung von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Schwerpunkte in Diagnostik und Therapie sind Depressionen, Burnout, posttraumatische Belastungsstörungen und Angsterkrankungen. Eine Besonderheit ist die Mutter-Kind-Behandlung für Patientinnen mit psychischen Erkrankungen im Wochenbett. Die Klinik liegt im Bayerischen Staatsbad Bad Brückenau Brückenau von Wald und einer eigenen Parkanlage umgeben und bietet den Patientinnen und Patienten ein exklusives Ambiente.


Portrait Prof. Dr. Dr. Niels Bergemann

Über die Kliniken Bad Bocklet AG:

Die Kliniken Bad Bocklet AG betreibt als Unternehmensgruppe mit der Dachmarke HESCURO staatlich anerkannte private Rehakliniken an den Standorten Bad Bocklet und Bad Kissingen sowie ab September 2023 mit der PRIVATKLINIK REGENA eine Akutklinik für Privatpatienten mit psychischen Erkrankungen. Seit Januar 2023 gehört mit der HESCURO KLINIK Bad Brückenau (ehem. Franz von Prümmer Klinik) ein Akutkrankenhaus mit angegliedertem Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) und Labor zum Portfolio von HESCURO. Die Unternehmensgruppe versteht sich als regionaler Gesundheitsdienstleister in Unterfranken mit einem überregionalen Einzugsgebiet. Weitere Informationen unter www.hescuro.de