COVID-19 Rauchen und Nikotin

Rauchen und COVID-19

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Dieser Beitrag befasst sich mit den Fragen, ob Raucher ein höheres Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus und in der Folge einen schweren Verlauf haben könnten, und ob Nikotin im Zigarettenrauch vielleicht vor COVID-19 schützen könnte, wie in den Medien zu lesen war. Wir geben einen kurzen, verständlichen Überblick über die Diskussion. Anschließend erläutern wir die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums, die durch Studien gut belegt sind. Sie erfahren, warum es sich lohnen kann, in der Corona-Zeit, im Angesicht von COVID-19, mit dem Rauchen aufzuhören.

Könnten Raucher für COVID-19 weniger anfällig sein?

Schützt Nikotin vor COVID-19? Ähnliche Schlagzeilen konnte man im Frühjahr und Sommer 2020 im Rahmen der Corona-Pandemie zuhauf im Internet lesen. Grundlage für die hoch strittige, heiß diskutierte Feststellung war der Preprint einer französischen Studie. Die Forscher hatten festgestellt, dass sich unter den hospitalisierten Patienten mit COVID-19 sowohl in China als auch in den USA prozentual weniger Raucher befanden als in der Gesamtbevölkerung. Daher überprüften Sie die Feststellung für stationär und ambulant behandelte Patienten am Universitätsklinikums APHP Pitié-Salpêtrière Hospital in Paris. Sie verglichen den Anteil an Rauchern bei den COVID-19-Erkrankten mit dem Anteil an Rauchern in der Bevölkerung.

Auch in der französischen Klinik zeigte sich ein ähnliches Bild. Doch das Ergebnis ist mit Vorsicht zu genießen: Durch die Studie wurden nur Patienten mit symptomatischen Verläufen erfasst, keine asymptomatischen COVID-19-Fälle. Auch Erkrankte mit schweren Verläufen, die auf der Intensivstation behandelt wurden, gehörten nicht dazu. Die Forschenden stellen fest, dass größere Studien notwendig sind, um verlässliche Aussagen treffen zu können und die geringe Anzahl (täglich) Rauchender in der Untersuchungsgruppe keine Schlussfolgerungen darüber zulässt, wie sich das Rauchen auf den Verlauf der COVID-19-Erkrankung auswirkt.

Schützt Nikotin vor einer Corona- bzw. SARS-CoV-2-Infektion?

In der bereits erwähnten französischen Studie können die Forscher eine Schutzwirkung des Rauchens in Bezug auf COVID-19 nicht bestätigen. Sie geben vielmehr zu bedenken, dass Rauchen für mehr als 78.000 Tote in Frankreich verantwortlich ist. In Deutschland sind es laut dem Drogen- und Suchtbericht von 2019 schätzungsweise sogar 121.000 Tote pro Jahr.

Die Vermutung, dass Nikotin vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen könnte, stützt sich darauf, dass der Rezeptor ACE2, den das Coronavirus zum Eintritt in die Zelle nutzt, durch Nikotin möglicherweise verändert oder blockiert wird. Das darf allerdings nicht missverstanden werden als Schutz vor einer Infektion mit dem Erreger SARS-CoV-2! Zu bedenken ist, dass Raucher mehr ACE2-Rezeptoren haben als Nichtraucher. Steht dem Coronavirus diese Eintrittspforte wieder zur Verfügung, beispielsweise weil das Rauchen bei einer Aufnahme ins Krankenhaus eingestellt wird, kann es den französischen Forschern zufolge zum Rebound-Effekt kommen. Dieser könnte möglicherweise auch verantwortlich sein für die in US-amerikanischen und kanadischen Studien nachgewiesenen schweren Verläufe von COVID-19 bei Rauchenden. Ärzte empfehlen daher, so bald wie möglich, mit dem Rauchen aufzuhören.

Für welche Erkrankungen haben Rauchende ein besonders hohes Risiko?

Der blaue Dunst schädigt so gut wie jedes Organ, stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrer Seite www.rauchfrei-info.de fest. Rauchende haben u. a. ein erhöhtes Risiko für ernste Atemwegserkrankungen wie COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Tuberkulose. Aufgrund eines schwächeren Immunsystems sind Rauchende anfälliger für Infektionen der oberen und unteren Atemwege wie sie bei einfachen Erkältungen, die ebenfalls durch Coronaviren ausgelöst werden können, sowie bei Grippe-Erkrankungen typischerweise vorkommen. Rauchen schädigt dabei nicht nur die eigene Gesundheit, sondern belastet auch in erheblichem Maße das Gesundheitssystem.

Lungenschäden durch Rauchen und COVID-19

Raucher sollten nicht auf eine mögliche Schutzwirkung von Nikotin setzen. Viele der Substanzen im Tabakrauch sind besonders gefährlich. Sie schädigen das Gewebe der Lunge, provozieren Entzündungsreaktionen, behindern Selbstreinigungsmechanismen und beeinträchtigen die Lungenbläschen in ihrer Funktion. In der Folge wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Allesamt Faktoren, die den Verlauf einer Coronavirus-Infektion negativ beeinflussen können.

Eine durch das Coronavirus ausgelöste Lungenentzündung kann die bereits vorgeschädigte Lunge von Rauchenden schnell überfordern und eine Beatmung notwendig machen. Durch zu hohen oder niedrigen Druck kann bei einer längerfristigen invasiven Beatmung das Lungengewebe zusätzlich geschädigt werden.

COVID-19 bei Rauchern mit COPD gefährlicher

Das Coronavirus ist besonders gefährlich für alte Menschen und solche mit bestimmten Vorerkrankungen. Dazu zählt die COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease), von der auch junge Menschen betroffen sein können. Ursache dieser Erkrankung, die u. a. zu Entzündungen in den Bronchien und zur Zerstörung des Lungengewebes führt, ist zu 80-90 Prozent das Rauchen. Zu den Beschwerden von COPD-Patienten zählen chronischer Husten, Atemnot und Auswurf. Die Lebensqualität wird durch diese Symptome häufig massiv beeinträchtigt. Corona-Patienten mit COPD haben aufgrund der Lungenschäden ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.

Sollten auch langjährige Raucher im Angesicht von Corona und COVID-19 mit dem Rauchen aufhören?

Ja. Denn wer mit dem Rauchen aufhört, stoppt die weitere Schädigung des Lungengewebes. Der Körper beginnt, krankes Gewebe durch gesundes zu ersetzen. Positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System zeigen sich nach wenigen Wochen. Längerfristig sinkt auch das Risiko für COPD, Krebs, Schlaganfall und Herzinfarkt.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es auf dem Weg zum Nichtraucher?

Der erste Schritt zum Nichtraucher ist die Entscheidung: "Ich höre auf zu rauchen." Manche überwinden ihre Sucht allein, kämpfen sich durch die Hochs und Tiefs, das Verlangen nach dem Glimmstängel und die Verführung, in besonderen Situationen doch zur Zigarette oder E-Zigarette zu greifen. Auch wenn jeder sein Verlangen nach dem Nikotin für sich bändigen muss: Es gibt eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten – sowohl im Internet als auch durch spezielle Seminare zum Thema "Nichtraucher werden". Der Entschluss, dem Tabak Lebewohl zu sagen, kann lebensrettend sein, nicht nur mit Blick auf Corona. Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt das Risiko schwerer Folgeerkrankungen.

Unterstützung durch Foren, Portale und Blogs

Im Internet gibt es eine Vielzahl an Plattformen mit generellen und sehr individuellen Tipps zum Aufhören sowie Foren zum Austausch für Betroffene. Auf offiziellen Seiten, wie beispielsweise www.rauchfrei-info.de der BZgA wie auf privaten Blogs, trifft man auf Verständnis für die Schmacht und das Verlangen nach der Zigarette morgens zum Kaffee, in geselliger Runde oder wenn man unter Stress steht. Gleichgesinnte berichten über eigene Schwierigkeiten, erzählen, wie sie diese überwunden haben und machen Mut zum Durchhalten. Wer den realen Kontakt der virtuellen Welt vorzieht, kann an besonderen Nichtraucherseminaren unter professioneller Leitung teilnehmen.

Professionelle Hilfe durch Seminare und Programme

Spezielle Kurse werden zumeist von ausgebildeten Fachleuten angeboten. Gute Kurse sind wissenschaftlich fundiert. Besonders günstige Bedingungen für den Abschied von der Zigarette bieten besondere Programme im Rahmen eines Klinkaufenthalts. Hier ist das Angebot in die Tagesstruktur und Therapien integriert, sodass Betroffene keinen zusätzlichen Aufwand für die Suche nach geeigneten Kursen zur Raucherentwöhnung haben. Das erleichtert den Einstieg ins Nichtrauchen, insbesondere für noch unentschlossene Raucherinnen und Raucher.

Nichtraucher werden im Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet

Unser Reha-Zentrum in Bad Bocklet ist ein akkreditierter Veranstalter für das Programm "Rauchfrei nach Hause!?", das im Rahmen stationärer Kur- oder Reha-Aufenthalte angeboten und kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt wird. Das Programm unterstützt Patientinnen und Patienten auf der Verhaltensebene, vermittelt Strategien für den Umgang mit potenziellen Rückfallsituationen und unterstützt bei Bedarf medikamentös. Die Teilnahme ist im Zuge der besonderen „Reha Lunge“ im Anschluss an eine COVID-19-Behandlung möglich wie auch im Rahmen anderer Rehabilitationsmaßnahmen.

Mitarbeiter, die dieses Programm durchführen, sind durch das staatlich anerkannte Ausbildungsinstitut IFT-Gesundheitsförderung fachlich geschult. Die Implementierung des Programms in der Klinik wurde wissenschaftlich begleitet. Das sind beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschied von der Zigarette und beste Voraussetzungen für eine Minderung des Risikos schwerer Erkrankungen der Lunge durch COVID-19 bei Rauchern. Nicht nur in Zeiten der Coronavirus-Pandemie.

Was kann die Genesung nach COVID-19 unterstützen?

Patienten, die nach überstandener COVID-19-Erkrankung weiterhin unter körperlichen oder psychischen Folgen leiden, profitieren von einer speziell auf die besonderen Bedürfnisse abgestimmten Reha. Das Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet hat zwei ganzheitliche Reha-Konzepte entwickelt: Die „Reha Lunge“, für schwerpunktmäßig körperliche Symptome und die „Psychosomatische Reha“ zur Bewältigung von Pandemie Folgen. Beide unterstützen die Rückkehr in einen gesunden Alltag.

Quellen:

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/04/29/rauchen-und-covid-19-eine-debatte-zwischen-emotionen-und-fakten/chapter:2
https://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Drogenbeauftragte/4_Presse/1_Pressemitteilungen/2019/2019_IV.Q/DSB_2019_mj_barr.pdf
https://erj.ersjournals.com/content/early/2020/03/26/13993003.00688-2020#abstract-2
https://febs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/febs.15303
https://www.qeios.com/read/WPP19W.3
https://www.gelbe-liste.de/pneumologie/covid-19-ace2-expression-raucher-copd
https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/copd/index.html
https://www.msdmanuals.com/de/heim/lungen-und-atemwegserkrankungen/respiratorische-insuffizienz-und-akutes-atemnotsyndrom/k%C3%BCnstliche-beatmung
https://www.rauchfrei-info.de/informieren/rauchen-gesundheit/?pk_campaign=Rauchfrei%20Erwachsenenseite&pk_content=Gesundheit
https://www.rauchfrei-nach-hause.de/programmbeschreibung.html