Folgeschäden

Folgen einer COVID-19 Erkrankung

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Die Frage, welche Schäden das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 im Körper von COVID-19-Patienten hinterlässt, beschäftigt Forscher weltweit. Publikationen deuten darauf hin, dass Patienten neben Spätfolgen an der Lunge auch Schäden an Herz, Nerven und Gehirn davontragen könnten. Gleichzeitig gibt es eine rege, teils öffentlich geführte Diskussion darüber, wie die Studien-Ergebnisse zu bewerten sind: Handelt es sich um manifeste oder wahrscheinliche Langzeitschäden? Sind die Symptome überdauernd oder verschwinden sie längere Zeit nach der COVID-19-Erkrankung möglicherweise? Dieser Text gibt einen knappen Überblick zum aktuellen Stand und erläutert, welche Organe und Systeme durch das Coronavirus SARS-CoV-2 besonders in Mitleidenschaft gezogen werden können.

Was verursacht Folgeerkrankungen bei SARS-CoV-2?

Das Virus tritt über den ACE-2 Rezeptor in die Zelle ein. Es manifestiert sich also an Orten im Körper, die u.a. eine hohe Dichte dieser Rezeptoren aufweisen. Schäden entstehen einerseits durch das Coronavirus selbst, das Veränderungen in der Zelle bewirkt (zytopathische Effekte), andererseits durch Reaktionen des Immunsystems auf das Virus. Man hat zudem festgestellt, dass es im Zuge der COVID-19 Erkrankung zu Durchblutungsstörungen kommen kann, die durch eine erhöhte Aktivierung des Gerinnungssystems (Hyperkoagulopathie) verursacht werden.

Was sind mögliche COVID-19 Folgeschäden?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass man aufgrund der Neuartigkeit der Erkrankung noch keine verlässlichen Aussagen zu langfristigen Folgen machen könne. Zwei Studien zeigten zwar, dass Patienten auch noch Wochen oder Monate nach der akuten Erkrankung Symptome aufwiesen, diese seien aber auch bei anderen Infektionskrankheiten mit Lungenentzündungen zu beobachten.

Lunge: COVID-19 Folgeschäden

Bekanntermaßen führt eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 sehr häufig zu Atemwegsinfektionen. Diese können im Einzelfall bei schweren Verläufen zu Lungenentzündungen (Pneumonien) mit oder ohne akutem Lungenversagen (ARDS) und Beatmungspflicht führen. COVID-19-Langzeitfolgen können dementsprechend durch das Coronavirus selbst oder durch die Beatmung entstehen.

Erfolgt eine länger andauernde invasive Beatmung mit zu hohem oder zu niedrigem Druck, kann das Lungengewebe geschädigt werden. Eine in der Folge eingeschränkte Lungenfunktion macht sich bei Betroffenen später durch Atemnot (Dyspnoe) schon bei kleinen Anstrengungen bemerkbar.

Wie die European Lung Foundation feststellt, erleiden eine hohe Zahl der COVID-19-Patienten auf der Intensivstation eine Lungenembolie. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) hat herausgefunden, dass einige Patienten – unabhängig von einer COVID-19-Erkrankung – auch noch Monate nach überstandener Lungenembolie an Atemnot oder einem "post-Lungenembolie-Syndrom" leiden können.

Fazit: Zu den COVID-19 Folgeschäden der Lunge zählen Funktionsbeeinträchtigungen mit Symptomen wie Atemnot, die auch nach überstandener Infektion noch längere Zeit bestehen bleiben können.

Herz: Spätfolgen durch das Coronavirus

Unter Verweis auf mehrere Studien stellt das RKI fest, dass eine COVID-19-Erkrankung neben der Lunge auch das Herz in Mitleidenschaft ziehen kann. Das gilt auch für Patienten mit milden oder moderaten Krankheitsverläufen. Manifeste Herz-Komplikationen betreffen jedoch überwiegend Patienten mit schweren, durch das Virus SARS-CoV-2 ausgelösten, Atemwegs-Infektion. Hier kann es zur Schädigung von Herzmuskelgewebe (Myokard) kommen, Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen.

Eine Studie vom UKE Hamburg zeigt, dass SARS-CoV-2 die Genaktivität in den Herzzellen verändert. Welche Auswirkungen die Zellveränderung auf den Verlauf der Erkrankung COVID-19 hat, wissen die Forscher allerdings noch nicht. Trotz einer erhöhten Aktivität entzündungsfördernder Gene bei Patienten mit hoher Viruslast, konnten keine Herzmuskelentzündungen festgestellt werden. Diese Erkenntnis geht konform mit der Beobachtung der Forscher, dass eine Herzmuskelentzündung bei COVID-19 nur selten auftritt. Im gleichen Atemzug weisen die Forscher allerdings darauf hin, dass die veränderte Genaktivität möglicherweise Folgen für die weitere Gesundheit der Betroffenen haben könne. Da die Ergebnisse auf der Untersuchung verstorbener Patienten beruhen, die im Mittel 85 Jahre alt waren, mit alterstypischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und koronaren Herzerkrankungen, sind weitere Studien an überlebenden Patienten notwendig.

Fazit: Welche längerfristigen Auswirkung die Veränderung der Genaktivität der Herzzellen durch das Coronavirus hat, ist noch nicht geklärt. Mögliche indirekte COVID-19-Folgeschäden bei Patienten mit Herzinfarkt o. ä. können eine verminderte Leistungsfähigkeit aufgrund von Funktionsbeeinträchtigungen des Herzens sein.

Nerven, Gehirn und COVID-19: Neurologische Spätfolgen

Das Ärzteblatt erläutert unter Verweis auf die derzeitigen Studien die Vielfalt neurologischer Symptome im Rahmen von COVID-19. Dabei zeigt sich, dass das Virus SARS-CoV-2 sowohl unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen und Schwindel verursachen kann, die auch bei harmlosen Erkältungskrankheiten auftreten, als auch spezifische neurologische Symptome.

Zu den spezifischen Symptomen gehört beispielsweise die Beeinträchtigung des Geschmacks- und Geruchssinns. Dass dabei nicht nur die Nerven, sondern auch das Gehirn direkt betroffen sein könnte, wird aufgrund von Patientenberichten vermutet, die über Geruchshalluzinationen nach überwundener Krankheit berichten. Solche Symptome können allerdings auch durch Grippeviren ausgelöst werden und bilden sich üblicherweise nach einigen Monaten zurück. Ob dies ebenso auf COVID-19 zutrifft, bleibt abzuwarten.

Weitere neurologische Symptome im Rahmen von COVID-19 können Verwirrtheits- und Unruhezustände sein, Bewusstseinseintrübungen, Probleme mit der Bewegungskoordination (Ataxie) sowie Schlaganfälle. Davon sind vermehrt Patienten mit schweren Verläufen und Beatmungspflicht betroffen, die zumeist älter sind und Vorerkrankungen aufweisen. Forscher einer französischen Studie vermuten, dass das Virus im Gehirn zudem lokale Entzündungen auslösen kann.

In einzelnen Fällen kann es auch zum Auftreten eine Guillain-Barré-Syndroms oder Varianten davon kommen, die mit Muskelschwäche und Lähmungen einhergehen. Diese bilden sich im Allgemeinen zurück, können aber auch in Form einer Muskelschwäche bestehen bleiben.

Fazit: Durch COVID-19 verursachte neurologische Spätfolgen treten überwiegend im Rahmen schwerer Verläufe mit Beatmungspflichtigkeit auf. Besonders gravierende Folgen, bis hin zur Pflegebedürftigkeit, können von Schlaganfällen ausgehen.

Psyche: kurz-, mittel- und längerfristige Folgen der Corona-Krise

Psychische Auswirkungen durch das Coronavirus sind nicht nur bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten zu befürchten, sondern auch bei Gesunden, die Angst vor einer Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 haben sowie durch die massiven Folgen der Corona-Pandemie im wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust oder die Sorge um den Verlust des Jobs können finanzielle Existenzängste auslösen, Depressionen und stoffgebundene Süchte (Alkohol, Nikotin, Medikamente, Cannabis, etc.) oder nicht-stoffgebundene Süchte (Spielsucht, Mediensucht, Arbeitssucht, usw.) begünstigen. Ebenso können Mehrfachbelastungen durch Kinderbetreuung zuhause, Homeschooling und Home-Office, gepaart mit fehlenden Unterstützungsmöglichkeiten, Quarantäne und soziale Isolation die Psyche enorm belasten. Nicht zu vergessen die hohe Belastung von medizinischem Personal.

Fazit: Die massiven Einschnitte im öffentlichen wie privaten Leben durch das Coronavirus können Anpassungsstörungen, Angststörungen, Belastungsreaktionen, Depressionen, somatoforme und Schmerzstörungen begünstigen.

Resümee: COVID-19 Langzeitfolgen

Das neue Corona-Virus SARS-CoV-2 wurde erstmals im November 2019 in China nachgewiesen, die Corona-Pandemie am 11. März 2020 von der WHO ausgerufen. Bei den bisherigen Studienergebnissen zum neuen Coronavirus handelt es sich zumeist noch im Studien, die kurze Zeiträume erfassen. Längsschnittstudien, die einen Sachverhalt mehrfach oder fortlaufend über Monate und Jahre untersuchen, stehen für die Erkrankung COVID-19 noch aus. Manifeste Schäden an Organen, z. B. der Lunge, lassen jedoch Rückschlüsse auf Spätfolgen zu. Wie sich Zellveränderungen durch eine Infektion mit dem Corona-Virus auswirken, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

Covid-19 Folgeschäden bewältigen

Viele COVID-19-Patienten und Patientinnen, die auf Intensivstationen behandelt und beatmet wurden, benötigen eine Reha, um wieder zu Kräften zu kommen, aber auch, um den Umgang mit noch vorhandenen, möglicherweise länger andauernden Symptomen wie Atemnot nach der akuten COVID-19-Infektion zu finden. Menschen, die durch Corona unter psychische Symptomatiken leiden, können in der Reha einen adäquaten Umgang damit erlernen und sich stabilisieren.

Somatische Reha nach COVID-19

Für Patienten mit schweren Krankheitsverläufen bieten das Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet nach überstandener akuter Erkrankung und Infektfreiheit spezielle Konzepte. Im Mittelpunkt des Programms "Reha Lunge" steht der gesamte Menschen mit seinen körperlichen, durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst Beschwerden, wie auch mit seiner mentalen Verfassung. Ziel der Reha ist die Stärkung der Lungenfunktion, der Umgang mit Atmungseinschränkungen sowie die Bewältigung von Isolations-Erfahrungen und medizinischen Behandlungen. Die "Reha Lunge" eignet sich als Anschlussheilbehandlung direkt nach dem stationären Aufenthalt in der Klinik oder als klassische Heilbehandlung, die zumeist über den Rentenversicherungsträger beantragt wird.

Psychosomatische Corona-Reha

Eine psychosomatische Reha dient der Wiederherstellung der Teilhabe an der Gesellschaft. Während des durchschnittlich 5-wöchigen Aufenthalts wird die Auseinandersetzung mit der Erkrankung gefördert, gemeinsam Bewältigungsstrategien erarbeitet und erprobt. Ein Team von Ärzten, Physio-, Ergo- und Psychotherapeuten unterstützt die Patienten dabei, ihr Leben mit oder trotz Coronavirus wieder in die Hand zu nehmen. Indikationen für eine „Psychosomatische Reha“ im Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet sind Anpassungsstörungen, Corona-assoziierte Angststörungen, Belastungsstörungen, Depressionen, somatoforme und Schmerzstörungen.

Quellen:

https://www.aerzteblatt.de/archiv/213869/Neurologische-Manifestationen-Wie-COVID-19-die-Nerven-tangiert
https://www.aerzteblatt.de/archiv/2213/Das-akute-Guillain-Barre-Syndrom
https://www.aerzteblatt.de/archiv/214451/Alkohol-und-Rauchen-Die-COVID-19-Pandemie-als-idealer-Naehrboden-fuer-Suechte
https://dgk.org/daten/Keller-Lungenarterienembolie.pdf
https://www.euro.who.int/de/health-topics/health-emergencies/coronavirus-covid-19/novel-coronavirus-2019-ncov
https://www.europeanlung.org/de/qa-covid-19/
https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/fullarticle/2764549
https://www.msdmanuals.com/de/heim/st%C3%B6rungen-der-hirn-,-r%C3%BCckenmarks-und-nervenfunktion/erkrankungen-des-peripheren-nervensystems/guillain-barr%C3%A9-syndrom-gbs
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText3
https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/pdf/10.1055/b-0034-10458.pdf
https://www.univadis.de/viewarticle/covid-19-ein-kleines-wissenschaftliches-potpourri-724993?s1=news
https://www.uke.de/allgemein/presse/pressemitteilungen/detailseite_96963.html