Angst ist normal – Namhafte Experten in Bad Bocklet

Bildunterschrift: Referenten des Symposiums (von links): Anton Baier, katholischer Seelsorger, PD, Dr. Martina Rauchfuß, Prof. Dr. Peter Herschbach, Dr. Georgina Mihalka-Kisitzky, Dr. Johannes Wilkens

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Referenten des Symposiums (von links): Anton Baier, katholischer Seelsorger, PD, Dr. Martina Rauchfuß, Prof. Dr. Peter Herschbach, Dr. Georgina Mihalka-Kisitzky, Dr. Johannes Wilkens

BAD BOCKLET. Die hohe Besucherresonanz beim Auftakt-SymposiumBildunterschrift:
Referenten des Symposiums (von links): Anton Baier, katholischer Seelsorger, PD, Dr. Martina Rauchfuß, Prof. Dr. Peter Herschbach, Dr. Georgina Mihalka-Kisitzky, Dr. Johannes Wilkens zeigt, dass das Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet mit seinem neuen Schwerpunkt Psychoonkologie den vermehrten Bedarf an psychologischer Betreuung von Krebspatienten richtig einschätzt.

Dabei werden Krebspatienten im Rehabilitations- und Präventionszentrum schon seit Jahrzehnten fachübergreifend internistisch und psychosomatisch behandelt, erläuterte Harald Barlage, Geschäftsführer des Bockleter Rehazentrums, in seinem Grußwort.

Wie die Organisatorin des Symposiums, Dr. Georgina Mihalka-Kisitzky, Chefärztin der Kliniken für Innere Medizin und Geriatrie des Rehazentrums, ausführte, sind somit exzellente Voraussetzungen für den neuen Schwerpunkt Psychoonkologie vorhanden. Eine psychologische Versorgung ist bei 38% der Krebspatienten erforderlich. Entsprechend zeigte sich das Fachpublikum auch sehr interessiert an den Möglichkeiten der Psychoonkologie aus den unterschiedlichen medizinischen und psychotherapeutischen Fachdisziplinen.

Welchen Einfluss Stress auf das Immunsystem und den Verlauf von Krebserkrankungen nehmen kann, erläuterte Dr. Mihalka-Kisitzky in ihrem Vortrag zu Psychoneuroimmunologie. Mittlerweile ist die Wirkung von Stresshormonen auf körpereigene Krebsabwehrmechanismen auch in den molekurargenetischen Prozessen der Zellen nachgewiesen. Die einfache Formel „Stress = schlechter Verlauf" lässt sich aus diesem komplexen Geschehen aber nicht ohne Weiteres ableiten.

Auf die verschiedenen operativen Techniken bei Dickdarmkrebs ging Prof. Dr. Elke Wagler, Chefärztin der Onkochirurgie des St. Elisabeth Krankenhauses Bad Kissingen, in ihrem Vortrag ein. Hier wurde deutlich, wie sich bereits die operative Therapie auf die Lebensqualität und damit die psychische Verfassung der Patienten, z.B. durch die Erhaltung von Nerven der Blasen- und Sexualfunktionen, niederschlagen kann.

Aus Sicht der Chirurgin ist das Angebot einer psychologischen Unterstützung unmittelbar nach der Diagnosestellung auch zur Vorbereitung auf die Behandlungen im Akuthaus deshalb unumgänglich.

Über die naturheilkundlichen Aspekte in der onkologischen Versorgung berichtete Dr. Johannes Wilkens, Oberarzt an der Alexander-von-Humboldt-Klinik Bad Steben. Gerade im Hinblick auf die seelische Verfassung der Patienten kann der naturheilkundliche Ansatz eine mögliche Ergänzung zu den schulmedizinischen Behandlungen sein.

In seinem Vortrag zur Angst der Patienten vor einem Fortschreiten der Erkrankung stellte Prof. Dr. Peter Herschbach, Direktor des Roman-Herzog Krebszentrum der TU München, klar, dass diese Angst normal ist und nicht als psychische Störung betrachtet werden darf. Allerdings kann trotzdem bei vielen Patienten mit professioneller Hilfe die Angst gelindert werden. Das wurde auch im darauffolgenden Symposiumsbeitrag von PD Dr. Martina Rauchfuß, Oberärztin an der Charité Berlin, deutlich, die zeigte, dass z.B. eine bereits kurze psychologische Intervention vor Chemotherapien die Lebensqualität der Patienten merklich verbessert. Dabei ist die Prognose und die Art des Tumors für das psychische Erleben sehr viel weniger von Bedeutung als die Vorstellungen, die Patienten zur Entstehung ihrer Erkrankung haben.

Abgerundet wurde das Symposium durch zwei Workshops zum therapeutischen Boxen und zur seelsorgerischen Gesprächsführung. Spätestens hier wurde offensichtlich, dass die Möglichkeiten zur Verbesserung des psychischen Befindens von Krebspatienten sehr vielfältig sind. Sie müssen den Patienten allerdings auch zur Verfügung gestellt werden.