Überforderte und gestresste Mutter mit Kind im Arm. Copyright: grooveriderz | stock.adobe.com | 323981805

Erkrankungen im Wochenbett

Die Anforderungen an psychisch kranke Eltern sind besonders hoch. Neben der Bewältigung der eigenen psychischen Erkrankung, wie z. B. einer Depression, sind die Eltern gefordert, die Erziehung sowie die materielle und emotionale Versorgung ihrer Kinder zu gewährleisten. Dies stellt häufig eine Überforderung für das Gesamtsystem der Familie dar.

Viele Mütter leiden unmittelbar nach der Geburt eines Kindes unter einer kurzen depressiven Verstimmung. Die postpartale Dysphorie klingt häufig innerhalb weniger Tage wieder ab, jedoch entwickeln ca. 10 – 15 % der Frauen innerhalb der ersten sechs Monate nach der Geburt eines Kindes eine länger anhaltende Depression (postpartale Depression) mit gedrückter Stimmung, Freudlosigkeit, Interessensverlust, Antriebsmangel, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Sorgen, Schuld- und Insuffizienzgefühlen. Häufig kommt es zu einer Störung der emotionalen Bindung zwischen Müttern und Säuglingen, was die Anfälligkeit der Säuglinge für spätere psychische Erkrankungen erhöht. Die Mutter-/Eltern-Kind-Therapie umfasst somit die gemeinsame Behandlung der Eltern und Kinder sowie deren Interaktionsstile und Bindungsverhalten.

Spezifische Mutter-Kind-Behandlung

Für Mütter mit psychischen Erkrankungen im Wochenbett bietet die PRIVATKLINIK REGENA Bad Brückenau eine spezifische Mutter-/Eltern-Kind-Behandlung gemeinsam mit ihrem Säugling bis zum 1. Lebensjahr an. Die Inhalte der Mütter-/Elterngruppe mit Neugeborenen umfasst folgende Themen: Neues Rollenbild, Wahrnehmung positiver Gefühle, Neugierde an der Beobachtung des Kindes wecken, Bedeutung der beschreibenden Sprache, kindlichen Signalen ein Echo geben, Beruhigungstechniken, Führen und Folgen, entwicklungspsychologische Themen, Erarbeiten von Stressbewältigungsstrategien, Krisenplan und Konzepte der Körperorganisation.

Videogestützte Therapie

Wesentlicher Bestandteil des Mutter-/Eltern-Kind-Behandlungsprogramms ist die videogestützte Therapie nach Downing (Video Intervention Therapy, VIT). Die Eltern wie auch die Kinder werden während einer Wickel- bzw. einer Spielsituation ca. 10 Minuten mit zwei Kameras gefilmt, so dass beide Interaktionspartner frontal aufgenommen werden können. Die Videosequenzen der Mutter und des Kindes werden am geteilten Bildschirm (split-screen display) synchron betrachtet, so dass die jeweiligen aufeinander bezogenen Reaktionen beobachtet werden können. Die Videosequenzen werden anhand der vermittelten Inhalte in der Mütter-/ Elterngruppe analysiert und mit den Müttern bzw. Eltern gemeinsam besprochen.

Die Video-Analysen haben sich als ein besonders hilfreiches Instrument erwiesen, um die Mutter-/Eltern-Kind-Interaktion für die Eltern sichtbar zu machen und damit einen realistischen Austausch mit den Therapeuten über die Eltern-Kind-Bindung und Interaktion zu ermöglichen.

Babymassage und Babyschwimmen

Ein weiteres für diese Patientengruppe konzipiertes Therapieverfahren stellt die Babymassage dar. Viele Mütter- bzw. Eltern-Patienten sind sehr unsicher im Umgang mit ihrem Baby. Sie zeigen wenig Zuversicht und Vertrauen in die eigene Intuition. Im Babymassage-Kurs lernen die Eltern einen zärtlichen körperlichen Zugang zu ihrem Baby. Die Massage dient dem positiven Bindungsaufbau. Während der Massage wird das Bindungshormon Oxytocin bei Eltern und Kindern ausgeschüttet, welches die Eltern-Kind-Bindung stärkt. Die Berührungen haben weitere positive Effekte auf die kindliche Entwicklung, etwa bezüglich der Emotionsregulation, und wirken positiv auch im Hinblick auf körperliche Aspekte. Die Massage bewirkt u. a. eine deutliche Reduzierung der Stresshormone.

Darüber hinaus wird auch Babyschwimmen für Säuglinge ab dem 3. Monat angeboten, sofern keine Kontraindikationen bestehen, wie z. B. Asthma oder familiäre Vorbelastung hinsichtlich Allergien. Kinderärztlicherseits werden zuvor auch die erforderlichen Impfungen überprüft. Wie auch die Babymassage stärkt das Babyschwimmen durch den innigen Hautkontakt die Bindung zwischen Mutter/Eltern und Kind, zudem wächst durch die zuverlässige Hilfestellung das Vertrauen zu den Eltern.

Für den gemeinsamen Aufenthalt mit dem Säugling stehen auf die speziellen Bedürfnisse zugeschnittene Zimmer zur Verfügung. Wünschenswert ist Begleitung durch den Kindsvater bzw. zweite Elternteil.

Es besteht eine Kooperation mit der Selbsthilfegruppe Schatten & Licht e.V. Initiative peripartale psychische Erkrankungen.

Der Kurgarten von Bad Brückenau in der Nähe der PRIVATKLINIK REGENA. Copyright: Johannes | stock.adobe.com | 342382823